Schwitzen ist eine faszinierende und gleichzeitig überlebenswichtige Funktion des menschlichen Körpers.
Schweißtropfen im Gesicht während eines intensiven Götter-Workouts können zwar ganz schön nervig sein, jedoch spielen sie eine ziemlich wichtige Rolle. Schweiß ist nämlich der natürliche Mechanismus deines Körpers zur Temperaturregulierung, der für allgemeine Gesundheit notwendig ist.
Was ist Schweiß?
Schweiß besteht hauptsächlich aus Wasser, das als eine Art Lösungsmittel für Elektrolyte und andere Stoffe dient. Zu den im Schweiß enthaltenen Elektrolyten gehören Natrium, Kalium und Chlorid. Elektrolyte sind für den Körper unerlässlich, da sie den Flüssigkeitshaushalt sowie die Muskelfunktion regulieren und die Nervenübertragung erleichtern.
Natrium ist das am häufigsten vorkommende Elektrolyt im Schweiß und für die Aufrechterhaltung des Wasserhaushalts und des osmotischen Drucks verantwortlich. Kalium hingegen trägt zur Regulierung der Muskelkontraktionen bei, z. B. des Herzens. Chlorid, das häufig in Form von Natriumchlorid (Kochsalz) vorkommt, hilft wiederum dabei, die richtige Flüssigkeitsverteilung und das Elektrolytgleichgewicht beizubehalten.
Wieso schwitzen wir?
Schwitzen ist ein komplexer physiologischer Prozess zur Aufrechterhaltung der Homöostase im Körper. Es dient v. a. als Temperaturregulierung und Stressreaktion.
Temperaturregulierung
Dein Körper erzielt Höchstleistungen, wenn er sich in einem bestimmten Temperaturbereich befindet, der seine optimale Funktion unterstützt. Wenn die Außentemperatur ansteigt oder die körpereigene Wärmeproduktion durch physische Aktivität angekurbelt wird, werden im Körper eine Reihe von Mechanismen ausgelöst, um Überhitzung zu vermeiden. Dazu gehört u. a. auch Schwitzen.1
Schweißdrüsen auf der Oberfläche der Haut leiten die übermäßige Hitze vom Körper ab. Sie sind mit dem sympathischen Nervensystem verbunden, das auf die Signale des Hypothalamus reagiert. Dieser Bereich im Gehirn ist für die Regulierung der Körpertemperatur verantwortlich. Sobald der Hypothalamus einen Anstieg der Kerntemperatur wahrnimmt, werden die Schweißdrüsen aktiviert.
Schweiß wird durch die Poren, die mit den Schweißdrüsen verbunden sind, an die Hautoberfläche abgesondert. Dort verdunstet er dann und absorbiert dabei die Wärmeenergie des Körpers, sodass die Haut abgekühlt wird und die Kerntemperatur wieder sinkt. Dieser Kühlprozess über Verdunstung ist erstaunlich effizient und sorgt dafür, dass dein Körper sogar bei schwierigen Umweltbedingungen seine Temperatur aufrechterhalten kann.
Stressreaktion
Hast du schon mal während eines wichtigen Vorstellungsgesprächs oder bei einer Präsentation gemerkt, wie dir plötzlich der Schweiß auf der Stirn steht und dir die Kleidung am Körper klebt? Dann wird bei deinem Körper gerade die Fight-or-Flight-Reaktion ausgelöst.
Schwitzen dient nämlich nicht nur der Temperaturregulierung, sondern wird auch durch emotionalen und psychischen Stress hervorgerufen. An diesem Phänomen, also dem psychisch bedingten Schwitzen, sind andere Nervenbahnen und hormonelle Signale beteiligt als an der Temperaturregulierung.
Bei Stress schaltet sich der sympathische Teil des vegetativen Nervensystems ein und die berüchtigte Fight-or-Flight-Reaktion kommt zum Tragen.
Während Fight-or-Flight bereitet sich dein Körper darauf vor, sich als Bedrohungen wahrgenommenen Situationen zu stellen oder ihnen auszuweichen, indem er Ressourcen mobilisiert und das Bewusstsein schärft. Dabei steigt z. B. die Herzfrequenz an, die Atemwege weiten sich und die Schweißdrüsen werden aktiviert, um die überschüssige Hitze, die durch gesteigerte Stoffwechselaktivität erzeugt wird, abzuleiten. Als Folge kommst du also ins Schwitzen, ganz egal, welche Umgebungstemperatur gerade herrscht.
Bei emotionalem Schwitzen können außerdem Stresshormone wie Cortisol und Adrenalin ausgeschüttet werden, welche die Stressreaktion deines Körpers beeinflussen. Diese Hormone verändern zudem die Aktivität und Sensibilität der Schweißdrüsen, sodass es bei einer starken emotionalen Reaktion zu vermehrtem Schwitzen kommen kann.
So beeinflusst Schweiß die sportliche Leistung
Schwitzen hilft deinem Körper dabei, sich an physische Belastung und Umgebungsbedingungen anzupassen. Als Folge verschiedener körperlicher Anpassungen wird dein Körper bei der Temperaturregulierung und der Schweißbildung immer effizienter, je intensiver du trainierst und je mehr du dich pushst. Dadurch kannst du dich immer weiter verbessern.
Eine dieser Anpassungen ist beispielsweise die Hitzeakklimatisation, bei der sich der Körper allmählich an das Training bei hohen Temperaturen gewöhnt. Wer seinen Körper wiederholt hoher Hitze aussetzt, kann seine Schweißintensität vermindern sowie sein Elektrolytgleichgewicht und seine Herz-Kreislauf-Funktion verbessern, was wiederum zu einer besseren Performance bei heißem Klima beiträgt.2
Faktoren, welche die Schweißproduktion beeinflussen
Es gibt unterschiedliche Faktoren, die einen Einfluss auf die Schweißbildung haben, z. B. Gene, Fitness und Umweltbedingungen.
Umgebungsfaktoren wie Temperatur, Feuchtigkeit und Höhe können außerdem die körperlichen Mechanismen zur Wärmeableitung verändern und dadurch die Schweißproduktion beeinflussen.3 Bei heißem und feuchtem Klima schwitzt du daher vielleicht mehr, um die verringerte Verdunstungskälte auszugleichen. In höheren Lagen mit niedrigem Luftdruck hingegen verdunstet der Schweiß schneller und du verlierst mehr Schweiß.
Während genetische Veranlagungen und Umweltfaktoren zu individuellen Unterschieden in der Schweißproduktion führen, können auch bestimmte Lebensstilfaktoren wie z. B. der Hydratationsstatus und die Ernährung die Schweißmenge und -zusammensetzung beeinflussen.
Was hilft gegen Flüssigkeits- und Mineralstoffverlust?
Um beim Sport den Wasserhaushalt, das Elektrolytgleichgewicht und die allgemeine Leistung aufrechtzuerhalten, musst du wissen, was du gegen den durch Schwitzen verursachten Flüssigkeits- und Mineralstoffverlust tun kannst. Das heißt, du solltest vor, während und nach dem Training darauf achten, genügend Flüssigkeit zu dir zu nehmen. Egal, ob Elektrolyte, ein Sportgetränk oder ganz normales Wasser – es ist unerlässlich, den Flüssigkeits- und Mineralstoffverlust auszugleichen.
Bei längeren oder intensiven Workouts, insbesondere bei hohen Temperaturen, können Sportgetränke oder Elektrolytpulver eine gute Option sein, um ausreichend Natrium, Kalium und andere Elektrolyte zu dir zu nehmen. Lebensmittel mit hohem Salzgehalt nach dem Training können zudem dabei helfen, den Elektrolythaushalt wieder ins Gleichgewicht zu bringen und dich zu regenerieren.
Die ganze schweißtreibende Wahrheit
Trotz der Bedeutung von Schweiß für unsere Gesundheit kursieren immer noch jede Menge Mythen rund um das Thema. Deshalb wollen wir hier endlich mit den häufigsten Irrtümern aufräumen:
- Schwitzen heißt, du bist außer Form: Schwitzen ist eine natürliche Reaktion des Körpers auf Wärme und Anstrengung und kein Indikator für das Fitnesslevel.
- Je mehr du schwitzt, desto mehr Giftstoffe werden ausgeschieden: Obwohl Schweiß Spuren von Stoffwechselendprodukten enthält, ist seine Hauptfunktion Temperaturregulierung, nicht das Ausscheiden von Giftstoffen.
- Je mehr du schwitzt, desto mehr nimmst du ab: Schwitzen führt zu zeitweiligem Wasserverlust, nicht Fettverlust. Durch Schwitzen verlorenes Gewicht wird durch erneute Aufnahme von Flüssigkeit wieder zurückgewonnen.
- Schwitzen ist ein Zeichen von effektivem Training: Schwitzen beim Sport ist zwar ganz normal, allerdings bedeutet es nicht zwingend, dass ein Workout besonders wirksam ist. Achte lieber auf andere Indikatoren für den Fortschritt, z. B. mehr Kraft oder Ausdauer.
- Elektrolyte und Sportgetränke sind immer gut: Sportgetränke stecken normalerweise voller Zucker und Elektrolyte. Das ist zwar super, wenn du körperlich aktiv bist oder wenn du nach einem harten Workout oder Spiel deine Energiereserven wieder auffüllen willst, aber beim Chipsknabbern oder Zocken sind sie nicht wirklich nötig.
Fazit
- Lebenswichtige Funktion: Schwitzen ist keine unangenehme Laune deines Körpers, sondern eine wichtige physiologische Funktion zur Regulierung der Körpertemperatur, damit du gesund bleibst. Es dient als wichtigster Kühlmechanismus deines Körpers und ermöglicht ihm, sich an unterschiedliche Umgebungsbedingungen und physische Anforderungen anzupassen.
- Zusammensetzung von Schweiß: Schweiß besteht zum Großteil aus Wasser, enthält aber auch lebenswichtige Elektrolyte wie Natrium, Kalium und Chlorid. Diese Elektrolyte halten den Flüssigkeitshaushalt im Gleichgewicht, regulieren die Muskelfunktion und unterstützen die Nervenübertragung im Körper.
- Zwei Funktionen: Schwitzen erfüllt vor allem zwei Aufgaben: Temperaturregulierung und Stressreaktion. Obwohl die Hauptfunktion darin besteht, überschüssige Hitze abzuleiten, die durch Bewegung oder externe Faktoren erzeugt wurde, kann Schwitzen auch die Folge von emotionalem oder psychischem Stress sein. Damit ist es ein gutes Beispiel für das komplexe Zusammenspiel zwischen Körper und Geist.
- Auswirkungen auf sportliche Leistung: Schwitzen ist wichtig für die Steigerung der sportlichen Leistung, weil es den Körper dabei unterstützt, sich an physische Belastung und Umweltbedingungen anzupassen. Dank Prozessen wie der Hitzeakklimatisation kannst du beim Sport die Schweißmenge, das Elektrolytgleichgewicht und die Herz-Kreislauf-Funktion verbessern und somit mehr Leistung erbringen, insbesondere bei hohen Temperaturen.
- Strategien gegen Flüssigkeits- und Mineralstoffverlust: Durch Schwitzen verursachter Flüssigkeits- und Mineralstoffverlust muss ausgeglichen werden, um den Wasserhaushalt, das Elektrolytgleichgewicht und die Leistung beim Workout beizubehalten. Zu den Strategien hierfür gehören eine ausreichende Flüssigkeitszufuhr durch Wasser oder Elektrolytgetränke vor, während und nach dem Training. Zusätzlich kannst du bei heißem Klima zu salzigen Lebensmitteln und Nahrungsergänzungsmitteln mit Elektrolyten greifen.
Vergiss nicht: Schwitzen ist etwas Natürliches und eine lebenswichtige Funktion deines Körpers. Betrachte es als Symbol der unglaublichen Anpassungsfähigkeit und Widerstandskraft deines Körpers.
Literatur
[1] Havenith, G. (2001). The interaction of clothing and thermoregulation. Research in Sports Medicine, 9(4), 205–228.
[2] Kenny, G. P., Jay, O., & Flouris, A. D. (2016). Thermometry, calorimetry, and mean body temperature during heat stress. Comprehensive Physiology, 6(4), 1705–1750.
[3] Taylor, N. A., & Machado-Moreira, C. A. (2013). Regional variations in transepidermal water loss, eccrine sweat gland density, sweat secretion rates and electrolyte composition in resting and exercising humans. Extreme Physiology & Medicine, 2(1), 4.